Wehner-Volvo fährt in Dresden
Oldtimer zu Gast „bei Greta“, „fährt einwandfrei“
Über 230.000 Kilometer stehen auf dem Tacho, doch Herbert Wehners alter Volvo 240 GL fährt immer noch durch Dresden. Heute wurde der Wagen auf den Straßen von Leubnitz-Neuostra gesichtet, er war auf Heimatbesuch am Sitz der Stiftung „bei Greta“, sonst steht er das Jahr über in Striesen, Herbert Wehners Geburtsstadtteil, in einer Tiefgarage.
„Ein, zweimal im Jahr hole ich ihn raus, den alten Wehner-Volvo“, sagt Christoph Meyer, Vorsitzender der Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung, „er muss mal bewegt werden, denn was dauerhaft rastet, das rostet“. Bei schönem Wetter also, das mag der 37Jahre alte Volvo (Baujahr 1983) am liebsten, geht er einmal mit auf eine kurze Spritztour rund um Dresden. „150 km/h Spitzengeschwindigkeit habe ich auf der Autobahn erreicht, aber er mag eigentlich lieber Tempo 110, dann läuft er einwandfrei“, so Christoph Meyer über das historische Fahrzeug.
Es war der letzte Volvo, in dem Herbert Wehner gefahren wurde und der auf seinen Namen zugelassen war. Wehner war mit dem Auto zu Lebzeiten vor allem in Bonn und Umgebung unterwegs, auf die Insel Öland in Schweden und einmal, im Herbst 1986, auch in den Osten, nach Dresden und zu Besuch bei Honeckers. Gefahren wurde das Auto allerdings stets von Greta, die den Wagen bis Mitte der 90er Jahre behielt. Erst mit ihrem Umzug nach Dresden ist sie auf ein kleineres Auto umgestiegen.
Den historischen Volvo übernahm für einige Zeit der Gründungsgeschäftsführer des Herbert-Wehner-Bildungswerks, Klaus Reiners. Dann wanderte der Wagen in den Keller der damaligen SPD-Zentrale im Bonner Erich-Ollenhauer-Haus. Von dort aus erlebte er im Sommer 1999 sein erstes großes Comeback, als Bundeskanzler und Parteichef Gerhard Schröder persönlich das Auto an die Spitze des Umzugskonvois der SPD von Bonn nach Berlin bugsierte. Über die historischen Gründungsorte der Sozialdemokratie, Eisenach, Erfurt, Weimar, ging es nach Leipzig, wo SPD-Bundesgeschäftsführer Ottmar Schreiner es an Christoph Meyer, damals Geschäftsführer des Herbert-Wehner-Bildungswerks, übergab.
Der stellte fest: Der Wagen lief noch gut, er könnte ihn für die Bildungsarbeit gebrauchen, und fortan fuhr der Volvo treu durch Sachsen, Mission: politische Bildung. Nach ihrer Gründung ging das Auto an die Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung über, doch der Betrieb wurde zu aufwändig und zu teuer. Daher steht der Wagen jetzt – gut konserviert – in einer Tiefgarage in Dresden-Striesen und wartet – auf bessere Zeiten?
Gefragt was mit dem Auto wird, meint Meyer: „Ja, da hat sich schon mal jemand aus dem Bundestag dafür interessiert, das Auto einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, doch das ist inzwischen wohl wieder im Sande verlaufen. Also üben wir uns hier erstmal in Geduld, es wird sich schon etwas finden für dieses Auto, das durchaus seine Geschichten zu erzählen hat.“
Eine dieser Geschichten – „es war ein eher peinlicher Moment, Hans-Jochen Vogel spielt darin eine Rolle“ – hat Christoph Meyer vor über 20 Jahren, im Herbst 1999, mit dem Wehner-Volvo erlebt, hier ist sie noch einmal, seine Geschichte von „Wehners Volvo“.