Adenauer ließ Wehner und die SPD bespitzeln
Globke und der BND installierten Verräter im Parteiapparat – ein Watergate in Bonn
Zu dem Bericht „Das deutsche Watergate“ am 9.4.2022 in der Süddeutschen über die jahrelange Bespitzelung der gesamten SPD-Spitze im Auftrag des CDU-Kanzlers Konrad Adenauer erklärt Christoph Meyer, Vorsitzender der Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung:
„Dazu fällt mir ein Zitat Herbert Wehners ein: Hier kommt
‚die besondere Seite unserer Demokratie zum Vorschein‘.“
Für Herbert Wehner wäre die Nachricht über die Bespitzelung der SPD allerdings nichts Neues gewesen, sein Adenauer-Bild war völlig klar. Als der „Spiegel“ ihn im September 1963 aus Anlass des Abschieds Adenauers vom Kanzleramt interviewte, lautete schon sein erster Satz: „Ich habe ihn immer für den listenreichsten politischen Mann in unserer Zeit gehalten und auch für den am wenigsten von Bedenken und Skrupeln gehemmten Mann, für einen Mann, der sogar den Ruf von Menschen auslöschen lassen konnte.“ Dies sagte Herbert Wehner damals öffentlich, mit großer Aufmachung, Herbert Wehner als Kopf auf dem Titelbild des Nachrichtenmagazins. In der Sache nichts Neues also. Klaus-Dietmar Henke hat nun einen weiteren Beweis geliefert, dass Wehners Wertung richtig war. „Eine neue Bewertung Adenauers“, so der Wehner-Biograf Meyer weiter, „brauche ich nicht vorzunehmen. Für andere wäre es gewiss hilfreich, sich solche ausführlichen Bewertungen anzusehen, wie diejenige, welche Herbert Wehner als stellvertretender Vorsitzender der SPD schon 1963 vorgenommen hat. Mit der unkritischen Heldenverklärung einer nicht nur vereinfachenden, sondern auch verfälschenden Zeitgeschichtsschreibung sollte es jedenfalls vorbei sein.“ Die Stiftung dokumentiert das komplette Interview mit Herbert Wehner von 1963 hier als PDF-Datei zum Download. „Ich empfehle allen Journalisten, die jetzt überrascht nach Worten ringen, die Lektüre – und dem ‚Spiegel‘ empfehle ich den unveränderten Nachdruck, denn in diesem Fall war es ganz stimmig, das ‚Spiegel-Bild‘.“
Meyer weiter: „Was Herbert Wehner betrifft, so ist die Bespitzelung durch den BND nur die eine Seite der Medaille; das, was daraus gemacht wurde, ist die andere: Gezielte Verleumdung. Davon ist allerdings auch die Süddeutsche Zeitung bis heute nicht frei, siehe beispielsweise die haltlosen Behauptungen von Nils Minkmar im Feuilleton vom 24. Januar.“
Dazu hatte der Stiftungsvorsitzende bereits im Januar Stellung genommen (siehe https://www.hgwst.de/bruderkuesse/), das blieb jedoch unbeachtet. Meyer: „In Anlehnung an Herbert Wehner kann gesagt werden: Da kommt wieder einmal die besondere Seite unseres Pressewesens zum Vorschein.“