Herbert Wehner zur Ausländerpolitik
Von Christoph Meyer
„Wenn wir uns weiterhin einer Steuerung des Asylproblems versagen, dann werden wir eines Tages von den Wählern, auch unseren eigenen, hinweggefegt.“ Mit dieser angeblichen Warnung Herbert Wehners aus dem Jahr 1982 vor „faschistischen Organisationen“ machen Rechte seit einigen Wochen im Netz Propaganda. Sie haben es damit bereits bis auf die Leserbriefseite der Frankfurter Allgemeinen geschafft.
Dazu erklärt Stiftungsvorsitzender Christoph Meyer: „Das Zitat ist aus dem Zusammenhang gerissen. Es ist ein fadenscheiniger, durchsichtiger Versuch, Herbert Wehner für Zwecke zu missbrauchen, welche ihm völlig fremd waren. So geht es nicht.“
Von Herbert Wehner gibt es, aus dem gleichen Jahr 1982, einen Artikel zum Thema Ausländerpolitik, der am 16. März im „Berliner Volksblatt“ erschienen ist. Darin schreibt der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende unter anderem: „Wir benötigen in der Ausländerpolitik einen breiten gesellschaftlichen Grundkonsens, der unser soziales Verhalten bestimmen muß, ausgehend von einer Position, die Augenmaß und Toleranz umfaßt. Die moralische Substanz unserer Gesellschaft muß doch daran gemessen werden, inwieweit wir die Menschenwürde aller, also auch gerade der sozial Schwachen, der Außenseiter und der Minderheiten achten. Unsere eigene Vergangenheit ist doch Mahnung und Verpflichtung.“
Herbert Wehner sah klar, dass ein hoher Ausländeranteil in einigen Gebieten auch dazu führen könne, „daß immer wieder Animositäten entstehen. Wir dürfen jedoch nicht zulassen, daß einige wenige, ob Gruppen oder Grüppchen, die Ausländer zum allgemeinen gesellschaftlichen Sündenbock machen und so Fremdenfeindlichkeit schüren, Ausländerhetze verbreiten, um einen Nährboden für rechtsextremistisches Gedankengut zu finden. Wir müssen“, so Wehner weiter, „verhindern, daß in unserem Lade Emotionen aufgewiegelt werden mit verbalen Schlagstöcken aus den Arsenalen des Unmenschen.“
So weit, so unmissverständlich. Der vollständige Artikel aus dem Archiv der Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung hier.