Die „gesäuberte“ Geschichte

„Arbeiterfotografie“ fördert Wehner-Fotos zutage

Von Christoph Meyer (aus der „Wehnerpost“)

Das Plakat hängt in der Ausstellung
Das Plakat hing in der Ausstellung

Im Zuge der Ausstellung „Arbeiterfotografie“ im Stadtmuseum Dresden machte mich Kurator Wolfgang Hesse im Frühjahr 2015 auf einige Bilder aufmerksam, welche ihm bei seinen Recherchen aufgefallen waren. Außerdem zeigte die Ausstellung ein Plakat aus dem Jahr 1930, mit welchem eine Rede von Herbert Wehner im damaligen Keglerheim in Dresden-Friedrichstadt angekündigt wurde. Ein interessanter Fund – und selten.

Selten vor allem, weil Herbert Wehner in DDR-Zeiten in seiner Dresdner Heimat persona non grata war. Ein Renegat, der zu den Sozialdemokraten übergelaufen war – so jemand sollte im kommunistischen Geschichtsbild nicht vorkommen. Und so wurde manche Spur getilgt. Dies ist zum Beispiel an dem einen Foto aus dem Stadtarchiv zu erkennen, welches einen Dresdner Demonstrationszug aus dem Jahr 1929 zeigt. Ganz rechts im Bild ist der junge Herbert Wehner zu erkennen. Vor und neben ihm marschieren zwei weitere KPD-Funktionäre: Martin Hoop und Kurt Sindermann. Von diesem Bild findet sich im gleichen Archiv eine zweite Fassung, hier ist das Foto rechts beschnitten: Herbert Wehner fehlt. Sollte es zu DDR-Zeiten veröffentlicht worden sein, dann sicher nur in dieser „gesäuberten“ Form.

Demonstration gegen das Verbot des Rotfrontkämpferbundes, 1929, Dresden-Löbtau (hier unbeschnitten) – Foto: Stadtmuseum Dresden
Demonstration gegen das Verbot des Rotfrontkämpferbundes, 1929, Dresden-Löbtau (hier unbeschnitten) – Foto: Stadtmuseum Dresden

Ein weiteres Foto zeigt Herbert Wehner bei einem Auftritt der Dresdner Agitprop-Gruppe „Rote Raketen“. Es ist wahrscheinlich ebenfalls 1929 entstanden und kann als weiterer Beleg dafür dienen, dass Wehner seinerzeit schon ein führender Organisator theatralischer Inszenierungen von Politik gewesen ist.

Herbert Wehner und die Roten Raketen – Foto: Stadtmuseum Dresden
Herbert Wehner (links) und die Roten Raketen – Foto: Stadtmuseum Dresden
Die „gesäuberte“ Geschichte