3 Fehler in 2 Sätzen – Wikipediakorrektur Nr. 22

1973: Kein Geheimtreffen!

Rekordverdächtige Fehlerflut auf Wikipedia

Herbert und Greta Wehner, Erich Honecker und Wolfgang Mischnick am 31.5.1973 in der Schorfheide

Wikipediakorrektur Nr. 22 beschäftigt sich mit der Reise Herbert Wehners zu Erich Honecker im Mai 1973. Fehlerhaft, schlampig und verkürzt ist die Darstellung in dem berühmten Onlinelexikon. Es geht schon mit der mangelnden Ordnung los, und die drei Fehler in zwei Sätzen sind rekordverdächtig.

Zutreffend ist der Absatz über Herbert Wehners Unzufriedenheit mit Willy Brandts Amtsführung nach der gewonnenen Bundestagswahl 1972. Der kann also so stehen bleiben. Dann geht es aber gleich mit der Guillaume-Affäre und Brandts Rücktritt weiter. Dazu mehr in Wikipediakorrektur Nr. 24. Zunächst aber muss etwas Ordnung in den Wikipedia-Beitrag.[1]

Darum ist der Absatz zu Herbert Wehners Reise zu Erich Honecker am 31. Mai 1973 hier vorzuziehen.

Und zu ändern. Zunächst einmal stimmt nicht, was dort steht: Herbert Wehner reiste nicht zu einem „geheimen Treffen“ mit Honecker. Bereits bei seiner Ankunft in Ost-Berlin am Abend zuvor war das DDR-Fernsehen vor Ort, und die Bilder liefen in den Nachrichten. Die Presse berichtete umfangreich über das Treffen. Wolfgang Mischnick reiste auch nicht „gemeinsam“ mit Wehner zu Honecker, sondern stieß später hinzu. Ferner fand das Treffen nicht auf „Schloss Hubertusstock“ statt, sondern im Forsthaus Wildfang. Drei sachliche Fehler in zwei Sätzen.

Dass Herbert Wehner 1973 die Gründung der „Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen“ initiiert habe, ist so leider auch nicht richtig. Gewiss hat er sie nach Kräften unterstützt, aber der Satz gehört hier nicht hin. Der kann also gestrichen werden.

Und da so viele sachliche Korrekturen nötig sind und weil ja nicht einmal das Nötigste zu den Anlässen und Inhalten der Reise zu Honecker dort steht, wird folgende Neuformulierung des dann an den Brandt abhandengekommenen Elan anzuschließenden Absatzes vorgeschlagen:

„Im Mittelpunkt von Herbert Wehners Kritik stand die festgefahrene Deutschlandpolitik. Nach der Unterzeichnung des auf bundesdeutscher Seite durch Egon Bahr verhandelten Grundlagenvertrags im Herbst 1972 saßen Hunderte von DDR-Bürgern, deren Ausreisegenehmigung eigentlich schon erteilt war, auf gepackten Koffern. Die DDR hatte die bis dahin diskret über den Anwalt Wolfgang Vogel geregelte Praxis der Häftlingsfreikäufe und Familienzusammenführung abrupt gestoppt. Grund dafür war, dass die bundesdeutsche Seite dies zum Thema offizieller Vereinbarungen zwischen beiden deutschen Staaten machen wollte. Menschen waren in Not, und nachdem Brandt sich passiv verhielt, entschloss Herbert Wehner sich mit dessen stillschweigender Billigung, selbst nach Ost-Berlin zu fahren. Gemeinsam mit Greta Burmester traf er Erich Honecker am 31. Mai 1973 im Forsthaus Wildfang in der Nähe des Werbellinsees. FDP-Fraktionschef Wolfgang Mischnick stieß von einem Besuch bei Verwandten in Dresden hinzu. Wehner und Honecker vereinbarten in diesem Gespräch, die bisherige Praxis der diskreten Regelung von Ausreiseangelegenheiten über den Anwaltskontakt wieder in Kraft zu setzen. Die „Kofferfälle“ waren gelöst, die Menschen kamen in Freiheit. Fortan unterhielt Herbert Wehner über den Anwalt Vogel bis in die 1980er Jahre hinein einen direkten Gesprächskontakt zu Erich Honecker. Die Bundeskanzler Willy Brandt und Helmut Schmidt informierte Wehner jeweils detailliert über die Gespräche. Diese „Kontaktebene“ diente der Diskussion und Klärung wichtiger Fragen der deutsch-deutschen Beziehungen, vor allem aber der Regelung von aus politischen Gründen strittigen Ausreisewünschen. Tausende Menschen haben ihre Freiheit diesen humanitären Bemühungen von Herbert Wehner und deren tatkräftiger Unterstützung durch Greta Burmester zu verdanken.[2]

[1]             Wikipedia: Herbert Wehner, abgerufen am 14.8.2019.

[2]             Umfassend dazu: Meyer, Christoph (2006): Herbert Wehner. Biographie. 4. Aufl. München: dtv, S. 395-403.

Fehler über Fehler!

Der Wikipedia-Eintrag zu Herbert Wehner ist mit zahllosen sachlichen sowie inhaltlichen Fehlern und Einseitigkeiten durchsetzt. Da Lamentieren nichts hilft, veröffentlicht die Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung auf ihrer Seite nach und nach Korrekturen und Einschätzungen.

Der aktuelle Stand der Wikipediakorrekturen zum Download als pdf hier. Weitere Korrekturen und Einschätzungen folgen.

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